“Linke Leuten von Rechts” – dieser Begriff stammt aus der Weimarer Republik und umfasste damals ein breites politisches Spektrum. Dazu gehörten so unterschiedliche Zeitgenossen wie Ernst Niekisch, Ernst Jünger, Harro Schulze-Boysen, Josef “Beppo” Römer u.a. Die meisten von Ihnen distanzierten sich nach 1945 von ihren nationalrevolutionären Ideen – wie z.B. Wolfgang Abendroth und Richard Scheringer, die später der DKP nahestanden. Scheringer war bis zu seinem Tod Ehrenvorsitzender der DKP. Aber auch der späte Ernst Niekisch unterscheidet sich deutlich vom jüngeren.
Die historischen Nationalrevolutionäre bildeten eine Projektionsfläche für die politischen Vorstellungen der neuen “Nationalrevolutionäre” der 70er und 80er Jahre: Auch wenn das historische Vorbild erst ein wenig “zurechtgebogen” werden musste, um als Leitbild eines antiimperialistischen Befreiungsnationalismus bzw. Antikolonialismus zu taugen.
Die “nationalrevolutionären” Gruppen der 70er und 80er Jahre, die sich auf die historischen Vorbilder der “linken Leute von rechts” beriefen, fühlten sich politisch bald gar nicht mehr “rechts”. Wie sollten sie auch.
In ihren Programmen schwärmten sie von der genossenschaftlichen Selbstverwaltung der Arbeitenden, vom jugoslawischen Modell, von sozialistischer Marktwirtschaft nach Ota Sik, von Räte- oder Basisdemokratie, Wohngemeinschaften, alternativen Lebensformen, Volksentscheiden – und von Martin Buber. Sie beteiligten sich beim Kampf gegen die Atomkraftwerke. Ihr Verständnis von “Ethnopluralismus” war antirassistisch und antiuniversalistisch zugleich. Die bestehende Form der parlamentarischen Demokratie lehnten sie als unzureichend ab. Sie waren keine Antidemokraten – im Gegenteil. Die politische Philosophie des konservativen Staatsrechtlers Carl Schmitt gehörte nicht zu ihrer ideologischen Grundausstattung.
Bei den Nationalrevolutionärem der Weimarer Zeit handelte es sich überwiegend um Menschen, die später dem Widerstand gegen das NS-Regime angehörten. Also um Menschen, die ein moralisches Rückgrat bewiesen, als es darauf ankam. Das faszinierte in den 70er und 80er Jahren die jungen „linken Leute von rechts“.
Die Gedenkstätte Deutscher Widerstand in Berlin bewahrt den Angehörigen des anti-nationalsozialistischen Widerstandes ein ehrendes Andenken.
Einige Biographien können Sie im digitalen Archiv der Gedenkstätte nachlesen.