Wer in den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts in der westdeutschen Bundesrepublik den „status quo“ – die Teilung Deutschlands und die Einbindung der Teilstaaten in zwei feindliche Militärblöcke – in Frage stellte, galt in der Regel politisch als „rechts“. Oder er gehörte einem der vielen „radikal linken“ Zirkel an. Das waren – neben Trotzkisten (z.B. GIM, Spartacusbund) – im wesentlichen maoistische Gruppen (z.B. KBW, KPD/AO, KPD/ML). Von den meisten anderen Linken wurden sie als „Vaterlandsverteidiger“ verspottet.
Außerhalb dieser politischen Kleingruppen war in der westdeutschen Öffentlichkeit die Auffassung verbreitet, der „status quo“ – also die Teilung Deutschlands und Europas – müsse bewahrt werden. Erst Anfang der 80er Jahre wurde diese Auffassung öffentlichkeitswirksam von Teilen der Friedensbewegung in Frage gestellt.
Die meisten Menschen, die sich in den 70er Jahren von der nationalen Frage – und das war zu dieser Zeit die Frage der deutschen Teilung – angesprochen fühlten, galten nicht nur als „rechts“ – sie landeten über kurz oder lang auch tatsächlich organisatorisch auf der politischen Rechten. Doch nicht alle fühlten sich dort auch wohl.
Denn tatsächlich ging es bei der nationalen Frage nicht nur um die Überwindung der Zweistaatlichkeit. Es ging auch um die demokratischen Freiheitsrechte im zweiten deutschen Staat – und in den anderen osteuropäischen Staaten.
Das ist der Grund, warum sich – zeitlich versetzt zur 68-Bewegung – aus der „Alten Rechten“ heraus eine „nationalrevolutionäre Neue Rechte“ entwickelte, die sich in die Tradition des Widerstandes – gegen den Nationalsozialismus – stellte, und die nicht „konservativ“ sein wollte. Auf der Suche nach ideologischen Leitbildern entdeckte man die nationalrevolutionären „linken Leute von rechts“ aus der Zeit der Weimarer Republik.
Der Begriff „nationalrevolutionär“ schien für die deutsche Situation der 70er und 80er Jahre wie geschaffen. Denn wie sollte die Spaltung der Nation überwunden werden, wenn nicht durch einen revolutionären Akt?
Die Gedankenspiele der „linken Leute von rechts“ und der „nationalrevolutionären“ Gruppen der 70er und 80er Jahre sind seit 1989 – mit dem Fall der Mauer – weitgehend erledigt. Die meisten dieser Gruppen hatten sich schon lange vorher aufgelöst und engagierten sich in der Umweltschutzbewegung und bei den GRÜNEN. Denn nicht nur die nationale Frage, sondern auch die ökologische Frage spielte für die „linken Leute von rechts“ eine wichtige Rolle.
Mit den – verstärkt nach 1989 – entstandenen neokonservativen Strömungen, die sich zum Teil als „Neue Rechte“ bezeichnen, hatten die jungen „Linken Leute von Rechts“ der 70er und 80er Jahre – habituell und politisch – kaum etwas gemein.
Das wird auch bei der Lektüre der Zeitschrift wir selbst deutlich. Die Zeitschrift erschien bis 2002 und gibt nicht nur einen Einblick in die Gedankenwelt der damaligen „linken Leute von rechts“, sondern auch der Grünen und der Friedensbewegung.
Lesen Sie jetzt: „Querfront“ – Nein danke