Stimmen anderer

Gruppen der „linken Leute von rechts“ gab es bereits in den 70er Jahren. Zusammen hatten sie nie mehr als ein paar Hundert Mitglieder. Die geringe Zahl stand im Gegensatz zur öffentlichen Wahrnehmung. Wenn Sie mehr wissen wollen über die damaligen Gruppen und ihr Selbstverständnis wie z.B. »Sache des Volkes/NRAO« (bitte nicht mit den Rechtsextremisten verwechseln, die heute den gleichen Namen benutzen) empfehlen wir folgendes Buch:

Benedikt Sepp: LINKE Leute von RECHTS? Die nationalrevolutionäre Bewegung in der Bundesrepublik, 128 Seiten, Tectum Verlag 2013

Auszug: „Entstanden als „Neue Rechte“, als „linke“ Reformer des rechten Lagers, bewegten sie sich zu großen Teilen im Laufe der folgenden Jahre und Jahrzehnte theoretisch und persönlich immer mehr auf etablierte linke Positionen zu … Obwohl es ideologische Vorbehalte gegenüber Anhängern des Marxismus gab, verortete man sich mit seinem linken Revoluzzerhabitus deutlich näher an der Neuen Linken, den Maoisten und allen systemoppositionellen Kräften als an der Alten Rechten (und Alten Linken), ordnete also ideologische Differenzen habituellen Gemeinsamkeiten unter.“

Wie die »linken Leute von rechts« – insbesondere im Umkreis der Zeitschrift »wir selbst« – in den 80er Jahren wahrgenommen wurden, zeigen die folgenden drei Zitate:

Jaschke, Hans-Gerd: Nationalismus und Ethnopluralismus. Zum Wiederaufleben von Ideen der „Konservativen Revolution“. Aus Politik und Zeitgeschichte, Beilage zur Wochenzeitung „Das Parlament“, B3-4/92, Seite 3-10, 10. Januar 1992„:
Eine beachtenswerte Sonderrolle im weiten Umfeld der Neuen Rechten spielen linksnationalistisch-antikapitalistische Strömungen in der nationalrevolutionären Tradition eines Ernst Niekisch oder Otto Strasser. Die ‚linken Leute von rechts‘ sammeln sich heute um das Koblenzer Magazin ‚wir selbst‘ und ihren Vordenker Henning Eichberg. Sein Konzept des ‚Ethnopluralismus‘ richtet sich gegen universalistische politische Philosophien und besteht auf der unaufhebbaren Differenz der Menschen, Kulturen und Traditionen. Demnach sind ’nationale Identität‘ in kleinen, ethnisch homogenen Einheiten und Entfremdung in der universalistischen, kapitalistischen und multikulturellen Einheitswelt die Alternativen unserer Zeit. Eichberg sieht in Strategien des ‚Befreiungsnationalismus‘ von unten die einzige Chance der Völker, sich aus der Knechtschaft des Imperialismus zu emanzipieren und ihre kulturelle Identität zu bewahren. Die Sonderstellung dieser auch in das Spektrum der grünen Bewegungen hineinwirkenden Strömung besteht darin, daß hier Nationalismus von unten her gedacht wird, nicht vom Staat, sondern von den europäischen Völkern her“.

Arno Klönne in „Blätter für deutsche und intern. Politik“, Nr. 6/1983:
Den ideologischen Anschluß an ökologische Konzepte zu finden, fällt dem „Befreiungsnationalismus“ nicht schwer … Die „linken Leute von rechts“ in der Weimarer Republik rekrutierten zumeist aus der Lebensreform- und Jugendbewegung …

DER SPIEGEL 19/1981:
Prompt drückten die beiden ehemaligen KPD-Regionalhäuptlinge … ihre nationalrevolutionären Thesen ins AL-Programm. „Um die unnatürliche geographisch-politische Situation West-Berlins zu überwinden“, müsse die Alternative Liste „die Frage der deutschen Einheit aufwerfen“.

Dagegen beziehen sich alle nachfolgenden Zitate auf die früheren Gruppen der „linken Leute von rechts“ in den 70er Jahren (z.B. Sache des Volkes, Solidaristen):

DER ABEND v. 20.9.1977:
Nicht Chauvinismus und Rassismus, sondern konsequentes Eintreten für das eigene Volk und Solidarisierung mit anderen unterdrückten Völkern. Ethnopluralismus statt Universalismus.

DIE WELT 30.11.1976:
Es gibt auch eine junge „Nationalrevolutionäre Rechte“, die längst nichts mehr zu tun hat mit deutschtümelnder NPD-Nostalgie, die Alexander Solschenizyn zu ihrem Vorbild erkor und die Problematik der deutschen Wiedervereinigung eingebettet sieht in das allgemeine Streben der ostmitteleuropäischen Völker nach Unabhängigkeit.

Wirtschaftswoche vom 16.7.1976:
Gemeinsam ist ihnen  das natioale Pathos und der Ruf nach einer „lebendigen Synthese von Preußentum und Freiheitssozialismus“

Volker Benke in SONDE (CDU) Nr. 1/1976:
Die „Sache des Volkes“ betrachtet sich als Bestandteil einer weltweiten Bewegung gegen Privatkapitalismus und Staatskommunismus… Sie erklärt sich gegen jede Form von Terror und Diktatur…

DER LITERAT Nov. 1975:
Die Neuen Rechten berufen sich auf Lasalle, auch auf Revolutionäre der Dritten Welt. Imperialismus wird hier wie bei den Maoisten nicht nur im Westen, sondern auch im Osten bekämpft. … Nationalismus und Sozialismus werden gekoppelt, ohne die Ideologie des Nationalsozialismus Hitlerscher Prägung zu übernehmen.

DIE WELT 19.2.1974:
Auch mit den Maoisten, die gegen die deutsche Teilung demonstrieren, gehen die Nationalrevolutionäre gemeinsam auf die Straße. Auf ihren Flugblättern geißeln sie den pseudo-sozialistischen Sowjet-Imperialismus und den spätkapitalistischen US-Imperialismus.